Geschrieben von Rechtsanwalt Yannick Hoppe, LL.M. (Stellenbosch) und Wiss. Mit. Yannick Heitmeyer
Die Insolvenz eines Unternehmens ist nicht nur eine rechtliche, sondern auch eine kommunikative Herausforderung. In dieser kritischen Phase entscheidet die richtige Kommunikation maßgeblich über den Verlauf des Verfahrens und die öffentliche Wahrnehmung. Gerüchte können schnell die Runde machen und das Vertrauen von Mitarbeitern, Kunden, Geschäftspartnern und der Öffentlichkeit nachhaltig erschüttern. Eine offene und strukturierte Kommunikation hilft, Vertrauen zu erhalten und Spekulationen entgegenzuwirken. So wird der Weg zur erfolgreichen Sanierung des Unternehmens geebnet.
Die verschiedenen Verfahrensarten der Insolvenz
Für Unternehmen und Selbstständige gibt es verschiedene Arten von Insolvenzverfahren, die sich je nach Ausgangslage und Zielsetzung unterscheiden. Die Wahl des passenden Verfahrens hängt von der jeweiligen Situation des Unternehmens ab. Von dem jeweiligen Insolvenzverfahren hängt auch die Wahl der passenden Kommunikationsstrategie ab.
Regelinsolvenzverfahren: Für die meisten Unternehmen wie GmbHs oder Aktiengesellschaften ist dies das Standardverfahren. Bei dieser Variante wird ein Insolvenzverwalter vom bestellt. Dieser führt das Unternehmen und verwaltet das Vermögen, um die Gläubiger zu befriedigen.
Eigenverwaltung: Hier bleibt die Geschäftsführung des Unternehmens am Ruder und steuert den Sanierungsprozess unter Aufsicht eines Sachverwalters selbst. Diese Variante ist jedoch an die Voraussetzung geknüpft, dass das Unternehmen noch ausreichend handlungsfähig ist und die Geschäftsleitung vertrauenswürdig erscheint. Es bietet dem Unternehmen die Möglichkeit, aktiv an der Restrukturierung mitzuwirken.
Als besondere Form der Eigenverwaltung ermöglicht das Schutzschirmverfahren eine Restrukturierung in einem geschützten Rahmen, schon bevor die tatsächliche Zahlungsunfähigkeit eintritt. In dieser Phase ist das Unternehmen für bis zu drei Monaten vor Zwangsvollstreckungen geschützt, um einen Sanierungsplan zu erarbeiten. Das Schutzschirmverfahren ist für Unternehmen gedacht, bei denen eine Zahlungsunfähigkeit droht, aber noch nicht eingetreten ist.
Unabhängig vom gewählten Verfahren: Die spezifischen rechtlichen und kommunikativen Herausforderungen erfordern maßgeschneiderte Strategien.
Kommunikationsstrategie
Eine effektive Kommunikationsstrategie bildet das Fundament jeder Krisenkommunikation. Eine Insolvenz kann nicht geheim gehalten werden und darum ist die genaue Planung der Kommunikation entscheidend. Sie sollte frühzeitig entwickelt und eng mit rechtlicher und unternehmerischer Beratung abgestimmt werden. Ziel ist es, alle relevanten Zielgruppen mit klaren Informationen zu erreichen. Daher sollten bereits zu Beginn des Insolvenzverfahrens klare Botschaften, Ansprechpartner und Kanäle definiert werden. Informieren Sie proaktiv, um Gerüchten und Fehlinformationen vorzubeugen.
Kommunikation mit Mitarbeitern: Das Rückgrat des Unternehmens stärken
Die Mitarbeiter sind das Rückgrat eines Unternehmens – gerade in einer wirtschaftlichen Krise wie der Insolvenz. Ihre Loyalität und ihr Engagement sind entscheidend für eine erfolgreiche Restrukturierung. Eine offene und ehrliche Kommunikation ist hier unerlässlich. Informieren Sie Ihre Mitarbeiter frühzeitig, sobald die Entscheidung für ein Insolvenzverfahren gefallen ist. Oft ist das Gerücht schlimmer als die Wahrheit. Unklarheit schürt Unsicherheit und kann zu Abwanderung führen.
Deshalb ist es entscheidend, die Belegschaft regelmäßig und in verständlicher Sprache über die Situation, die nächsten Schritte und die Auswirkungen auf ihre Arbeitsverhältnisse zu informieren. Dazu gehören beispielsweise Informationen zum Insolvenzgeld, zur Fortführung des Betriebs oder zu geplanten Umstrukturierungen. Auch transparente Antworten auf schwierige Fragen – etwa zu Kündigungen oder Standortschließungen – sind notwendig, um Vertrauen zu erhalten.
Empfehlenswert ist die Etablierung fester Kommunikationsformate: regelmäßige Betriebsversammlungen, digitale Infobriefings, ein internes FAQ oder die Möglichkeit zu persönlichen Rückfragen bei definierten Ansprechpartnern.
Kommunikation mit externen Stakeholdern: Kunden, Banken und wichtige Partner
In Zeiten der Insolvenz ist die Kommunikation mit allen externen Anspruchsgruppen entscheidend, um Vertrauen zu bewahren und die Geschäftsgrundlage für eine erfolgreiche Sanierung zu sichern. Neben Ihren Mitarbeitern sind dies vor allem Ihre Kunden, Banken, Lieferanten und weitere Stakeholder. Wer in der Krise professionell kommuniziert, legt damit den Grundstein für die Stabilisierung und mögliche Sanierung des Unternehmens.
Kunden reagieren in Krisenzeiten oft verunsichert – besonders wenn Lieferzusagen oder laufende Projekte betroffen sind. Hier ist die höchste Priorität, Transparenz zu zeigen und gleichzeitig die Gewährleistung von Lieferfähigkeit zu betonen. Eine proaktive, persönliche Ansprache hilft, Unsicherheiten zu zerstreuen und die Geschäftsbeziehung zu stabilisieren. Es sollte aufgezeigt werden, dass die Insolvenz auch eine Chance zur Neuausrichtung und Verbesserung bieten kann.
Banken und Finanzierungspartner wiederum bewerten das Risiko der weiteren Zusammenarbeit besonders kritisch. Sie benötigen einen kontinuierlichen und detaillierten Informationsfluss über die finanzielle Situation und die Sanierungsbemühungen. Eine transparente Darstellung der eigenen Restrukturierungsstrategie kann Finanzierungsspielräume sichern.
Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl weiterer Stakeholder, wie beispielsweise Lieferanten oder Investoren, deren Haltung zum Unternehmen für den weiteren Verlauf der Insolvenz bedeutsam ist. Eine strukturierte Kommunikation mit diesen Gruppen ist unerlässlich – zum Beispiel durch persönliche Gespräche, individuelle Schreiben, FAQs oder digitale Updates. Dabei gilt: Je relevanter und kontinuierlicher der Informationsfluss, desto größer die Chance, dass Stakeholder dem Unternehmen die notwendige Stabilität in der Krise zurückgeben.
Öffentlichkeit & Presse(recht): Ihre Reputation schützen und steuern
Die öffentliche Wahrnehmung einer Insolvenz wird vor allem durch Medienberichte geprägt. Das geschaffene Vertrauen durch gute interne und externe Kommunikation kann durch schlechte Presse schnell wieder erschüttert werden. Eine kontrollierte Kommunikation mit Öffentlichkeit und Presse ist daher ein weiterer wichtiger Baustein zur erfolgreichen Sanierung.
Es sollte nicht gewartet werden, bis die ersten Presseanfragen im Posteingang liegen – stattdessen sollte bereits proaktiv agiert rechtzeitig eine Kommunikationsstrategie entwickelt werden. Die Geschäftsführung oder der Insolvenzverwalter sollten auf Interviewanfragen vorbereitet sein und wissen, wie mit kritischen Fragen umzugehen ist. Ein vorher festgelegter Leitfaden für den Umgang mit Presseanfragen kann hier hilfreich sein. Die Kommunikation sollte sich auf den Sanierungsplan konzentrieren und die Schritte betonen, die unternommen werden, um das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen. Gerade in Zeiten von Social Media verbreiten sich Nachrichten rasend schnell, daher ist ein Krisenkommunikationsplan für die Pressearbeit unerlässlich.
Eine spezialisierte Medienkanzlei wie BROST CLAßEN dient nicht nur als juristischer Berater, sondern auch erfahrener Partner in der Krisenkommunikation. In dieser Phase müssen rechtlich abgesicherte Pressemitteilungen formuliert und der Kontakt zu Journalisten professionell betreut werden, um die öffentliche Wahrnehmung aktiv zu steuern.
Konstante Kommunikation: Ein fortlaufender Prozess
Ein einmaliges Statement reicht im Insolvenzverfahren oftmals nicht aus. Die Kommunikation in der Insolvenz ist ein fortlaufender Prozess. Informieren Sie alle relevanten Zielgruppen regelmäßig über den Fortgang des Verfahrens und erreichte Meilensteine. Schaffen Sie Kanäle, über die Fragen gestellt werden können, und stellen Sie sicher, dass diese zeitnah beantwortet werden. Die Kommunikationsstrategie sollte dynamisch sein und an neue Entwicklungen angepasst werden. Nur so können Sie nachhaltig Vertrauen aufbauen und halten.
Medienkanzlei als Universalpartner
Eine Insolvenz ist nicht nur eine juristische, sondern auch eine kommunikative Herausforderung. Unternehmen, die in dieser Phase strategisch und rechtskonform kommunizieren, sichern sich einen entscheidenden Vorteil – im Hinblick auf Mitarbeiterbindung, Kundenbeziehungen und Reputation. Als spezialisierte Kanzlei für Medien- und Presserecht steht Ihnen BROST CLAßEN in dieser sensiblen Phase mit Rat und Tat zur Seite. Die Medienkanzlei berät regelmäßig Unternehmen in Insolvenzverfahren.