Drosten vs. Wiesendanger: Streit der Professoren über den Ursprung des Corona-Virus

12. April 2022

Wo hat das Corona-Virus seinen Ursprung? Stammt es tatsächlich aus dem Labor oder von der „Fledermaus aus Wuhan“? Über diese Fragen herrscht in Wissenschaft und Politik Streit.

Zu Beginn der Pandemie im Jahr 2020 sorgte ein Artikel in dem US-Magazin „The Lancet“ für Aufsehen. Verschiedene Wissenschaftler, darunter der bekanntestes deutsche Virologe Prof. Christian Drosten, bezeichneten die Labortheorie in diesem als Verschwörungstheorie („conspiracy theory“).

Einige Tage vor der Unterzeichnung des Briefes fand eine Telefonkonferenz mit führenden Virologen statt, an der Herr Prof. Drosten ebenfalls teilnahme. In dieser vertraten die Wissenschaftler die Ansicht, dass es keine ausreichenden wissenschaftlichen Erkenntnisse gebe, um sich endgültig für oder gegen einen Laborursprung festzulegen.

Gleichwohl bezeichneten die Wissenschafter die Labortheorie wenige Tage später als Verschwörungstheorie, mit erheblichen Folgen. Soziale Medien, wie beispielsweise Facebook, zensierten die Labortheorie bis zum Mai 2021. Erst Ende Mai 2021 gab Guy Rosen, Vice President of Integrity bei Facebook, bekannt, dass die Richtlinie geändert wurde:

„Angesichts der laufenden Untersuchungen zur Entstehung von COVID-19 und in Absprache mit Experten des öffentlichen Gesundheitswesens werden wir die Behauptung, dass COVID-19 von Menschen hergestellt wurde, nicht länger entfernen“.

Bis heute haben die Unterzeichner des Lancet-Artikels keine nachvollziehbare Begründung dafür geliefert, welche entscheidend neue (wissenschaftliche) Einsicht zwischen dem 01.02.2020 und dem Einreichungsdatum des o. g. Briefs zu ihrem Meinungswandel führte.

Die Autoren des Lancet-Artikels hatten es zudem versäumt, nachweislich vorhandene Interes-senkonflikte offenzulegen, was zumindest ein wissenschaftliches Fehlverhalten darstellt. Erst im Folgejahr wurde hierzu eine Korrektur in der gleichen Fachzeitschrift veröffentlicht [siehe: The Lancet 397, 2449 (2021)].

Herr Prof. Wiesendanger veröffentlichte im Februar 2021 an der Universität Hamburg eine Studie, wonach es zahlreiche direkte Hinweise auf einen Laborursprung des SARS-CoV-2 Erregers gebe (https://www.uni-hamburg.de/newsroom/presse/2021/pm8.html). Die Studie wurde vor dem Hintergrund der „zensierten“ Meldung stark kritisiert.

Im Februar 2022 äußerte sich Prof. Dr. Wiesendanger gegenüber dem Magazin CICERO und warf Herrn Prof. Drosten u.a. die Verbreitung von Unwahrheiten und Desinformationen vor. Das Landgericht Hamburg sah darin eine zulässige Meinungsäußerung, nicht jedoch in der Aussage, Herr Prof. Drosten habe die Öffentlichkeit gezielt getäuscht.

Herrn Prof. Wiesendanger, vertreten durch BROST CLAẞEN, wurden vier von neun angegriffenen Äußerungen untersagt. Der Widerspruch gegen die Teil-Verfügung ist beim Landgericht Hamburg anhängig.

Verschiedene Medien, u.a. Tagesschau, Süddeutsche Zeitung und LTO berichten über den Fall:

Tagesschau: https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/corona-drosten-wiesendanger-101.html

Süddeutsche Zeitung: https://www.sueddeutsche.de/medien/cicero-roland-wiesendanger-interview-christian-drosten-1.5548413

LTO: https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/drosten-wiesendanger-sofortige-beschwerde-desinformationskampagne/